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Für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen

Abschiedsbrief an einen Freund

und wer damit gemeint ist, ist wohl klar ....

Mein lieber Freund, oder meine liebe Freundin,

sicher hast Du Dir schon Gedanken gemacht, dass Du in den letzten Tagen von mir nichts mehr gehört hast und dass wir uns auch nicht mehr getroffen haben. Noch fällt es mir noch schwer überhaupt Worte zu finden, Worte, die Dich betreffen.

Ich habe eine Entscheidung getroffen und diesmal, ohne Dich zu fragen. Ich will nicht mehr diese zerstörerische Beziehung mit Dir weiterleben, mit anderen Worten, ich will mich von Dir trennen. Schon lange wollte ich die Beziehung zu Dir aufgeben, aber ich habe mich so total abhängig von Dir gemacht. Ich konnte es mit ansehen, wie ich mich in unserer Beziehung zerstört habe und doch konnte und wollte ich mich von Dir nicht trennen.

An vielen Tagen dachte ich, morgen, ja morgen trenne ich mich, doch am nächsten Tag schaffte ich schon wieder nicht den Weg dich loszulassen. Ich weiß bis heute immer noch nicht genau, warum ich so an Dir festgehalten habe, vielleicht war es der Rausch, den ich mit Dir immer wieder erleben konnte, obwohl das ja auch nicht mehr stimmte, denn gerade in der letzten Zeit habe ich das mit dir gar nicht mehr erlebt und doch habe ich die Hoffnung auf ein tolles rauschvolles Erlebnis mit Dir nicht aufgegeben, das war mein größter Fehler.

Du hast mir viel genommen und wolltest mich nur noch für Dich alleine haben. Ich habe mich selbst blind gemacht und habe mich zum Lügen immer wieder selbst motiviert, nur damit ich nicht von dir los komme. Ich verleugnete Dich und unsere Beziehung, wo ich nur konnte. Ich verdrehte die Realität um die wahre Realität nicht zu erkennen. Als ich bemerkte, dass Du mir auch noch die wichtigsten Menschen in meinem Leben nehmen wolltest, denn Du wolltest mit mir ganz alleine sein, habe ich versucht, ganz ohne Dich auszukommen.

Doch bald habe ich mir mal wieder vorgemacht, dass Du mir mehr zu bieten hast als alle anderen Menschen. Aber das kenne ich von mir, immer wenn es um Dich geht, bin ich dabei mir etwas vorzumachen, mich selbst zu belügen, nur damit ich meine Abhängigkeit von Dir nicht spüren muss. Ich wollte Dich nicht aufgeben, aber auch meine Freunde nicht verlieren, also begann ich, mich mit Dir heimlich und nur in bestimmten Zeitabständen zu treffen.

Da ich große Angst hatte, dass die anderen von unserem Treffen etwas bemerken, waren unsere Rendezvous nur ganz kurz. Und doch fiel es den anderen immer wieder auf, denn wenn ich Dich getroffen hatte, war ich ein anderer Mensch, Klar das es den Anderen auffallen musste. Alle Verleugnungen halfen nicht mehr, denn sie glaubten mir nicht mehr. Sie hatten ja immer recht, aber wie konnte ich das zugeben. Die heimlichen Treffen klappten auch nur am Anfang, aber meine starke Sehnsucht nach Dir wurde immer stärker. Ich wollte Dich wieder täglich um mich herum haben und du warst sofort damit einverstanden und so kam es, wie es kommen musste ich verlor all meine Freunde.

Zum wiederholten Male hatten wir wieder eine ganz enge Beziehung. Ich brauchte Dich schon wenn ich aufwachte und ich brauchte Dich den ganzen Tag über und oft verspürte ich auch das starke Verlangen nach Dir in der Nacht.

Kein Weg war mir zu weit, um Dich irgendwo zu holen, damit Du bei mir bist und kein Preis war mir zu groß wenn mein Körper und meine Seele nach Dir schrie.

Ich hasste Dich weil du mich so abhängig von Dir gemacht hast, deshalb habe ich immer wieder versucht, dich loszuwerden. Ich habe immer wieder um meine Gefühle gekämpft. Ich hasse Dich, aber verlass mich nicht, dass war mein innerer Kampf. Ich brauchte Dich, weil mein Körper und meine Seele nach Dir schrie und ich hasste Dich, weil sich alles nur noch um Dich drehte. Ich vernachlässigte alles, auch sogar mich selbst, nur Du warst für mich noch wichtig. Ich kann bis heute nicht verstehen, warum ich an Dir so festgehalten habe, aber selbst wenn ich es verstehen würde, ich kann es sowieso nicht mehr rückgängig machen. Es gab Zeiten da habe ich sogar meine Mitmenschen dafür verantwortlich gemacht, dass ich von Dir nicht loskomme.

Mann was war ich so blöd, dass ich nicht gemerkt habe, wie unehrlich ich zu mir selbst war.

Ich schämte mich vor meiner Umwelt, weil ich von Dir nicht loskam und viele behaupteten noch, dass ich selbst daran Schuld sei. Ich war nicht schuld dass ich dich getroffen habe aber ich weiß, dass ich die Verantwortung trage, dass ich mich von Dir nicht lösen wollte.

Ich hätte es eigentlich merken müssen, wie abhängig ich von Dir bin, denn es ist ja nicht das erste Mal, dass ich mit Dir Schluss machen will. Immer hatte ich die besten Ausreden, die ich nur noch mir selbst glaubte, warum ich von Dir nicht loskomme.

Du wirst mir fehlen, aber ich will endlich leben, ich weiß noch nicht wie aber ich weiß dass ich es will. Ich habe mir von Dir fast alles nehmen lassen, sogar noch mein Selbstwertgefühl. Tragisch ist, dass ich es bemerkt habe und es zuließ.

Ich weiß nicht wer Deine Stelle einnehmen wird, aber ich bin mir sicher Du bist es nicht mehr.

Ich komme alleine von Dir nicht weg, das habe ich schmerzlich erkannt, daher habe ich mich mit Menschen getroffen, die ein gleiches Schicksal erlebt haben und ich werde von ihnen lernen. Ich werde nicht einsam Zuhause sitzen und Dir nachtrauern und ich werde dieses Mal gut aufpassen, dass ich nicht in mein eigenes Jammertal wieder hinein falle. Es wird für mich nicht leicht werden, aber es ist leichter als dieses zerstörerische Drama mit Dir. Ich mache Dich nicht für unsere Beziehung verantwortlich, denn auch ich habe Dich benutzt, eingesetzt und mir vorgemacht, dass ich Dich brauche. Ich lasse Dich endlich gehen, ich brauche Dich nicht mehr. Ich will leben.

Dein Freund