Oft kommt die Presse hier nicht vorbei. Familienbesuche sieht man auch nicht. Die einzigen Menschen, die regelmäßig ins Berberdorf kommen, sind Sozialarbeiter und ein Mal in der Woche die Müllabfuhr. Wer hier lebt, hat meist niemanden mehr. „Wir sind das letzte Auffangnetz für diese Menschen“, sagt Regine Glück von der Evangelischen Gesellschaft (Eva). Knapp 40 Plätze für Wohnungslose gibt es in Esslingen, davon befinden sich 21 in der Hüttensiedlung. Der Weg zum Berberdorf führt über die Vogelsangbrücke, einmal scharf rechts abbiegen und schon steht man vor den Toren der Siedlung, die es so gar nicht geben dürfte. Die Hüttensiedlung, die in den 80er Jahren als illegale Zeltstadt entstanden ist, gilt bis heute deutschlandweit als einzigartig. Sie wird einerseits von der Stadt geduldet und von der sozialen Einrichtung Eva unterstützt. „Ich wüsste nicht, wo es so etwas sonst noch gibt“, sagt Glück über das spendenfinanzierte Projekt. Es soll so menschenwürdig wie möglich sein Im Berberdorf wirkt es friedlich, fast idyllisch. Links zieht der Neckar ruhig seine Bahnen, rechts reihen sich braune Holzhütten aneinander. Vor manchen gedeihen Kräuter, Blumen und sogar Gemüse wird angebaut. Mit einem Biertisch und Bänken sieht es vor anderen Hütten nüchterner aus. An einem Tisch sitzt ein Quartett und trinkt Bier in der Septembersonne. Der Pegel ist sichtlich hoch. An dieser Stelle endet die Schrebergartenromantik auch schon.
Die Daten wurden in der Großstadt München erhoben, gelten aber auch für Unterfranken: Laut der neuen „Seewolf“-Studie sind zwei Drittel aller wohnungslosen Menschen so krank, dass sie psychiatrische Hilfe bräuchten. Für den diözesanen Caritasverband ist dieses Ergebnis alarmierend. Am Donnerstag stellte er die Studie mit dem vollen Titel „Seelische Erkrankungsrate in den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe im Großraum München“ in Würzburg vor. 40 Jahre ist es her, dass die III. Würzburger Synode den Blick der Wohlstandsgesellschaft auf die Nöte benachteiligter Menschen wie Wohnungsloser richtete. In der Diözese wurde und wird seither viel getan, um Menschen ohne feste Bleibe zu helfen. „Zum Beispiel im Heimathof Simonshof“, sagt Bernhard Christof, Fachbereichsleiter Gefährdetenhilfe beim Diözesan-Caritasverband. 200 Plätze für wohnungslose und strafentlassene Männer gibt es in der in Bastheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) angesiedelten Einrichtung: „Hier spüren wir täglich den Bedarf nach psychiatrischer Hilfe.“ Denn die Bewohner würden zunehmend „schwieriger“.
Die Landesarmutskonferenz (LAK) des Diakonischen Werks Berlin warnt, dass die Unterkünfte für wohnungslose Menschen knapp werden. Steigende Mieten verschärften die Probleme bei der Unterbringung von Obdachlosen in der Hauptstadt, teilte die LAK mit. «Besonders für Frauen, Familien und alte Menschen fehlen geeignete Plätze», sagte Sprecherin Dagmar von Lucke.Nach aktuellen Zahlen der Senatsverwaltung für Soziales waren am 31. Dezember 5926 Personen in sogenannten nichtvertragsgebundenen Einrichtungen untergebracht.
Wohnungslosigkeit gehört zu den Phänomenen in Deutschland, über die in der Öffentlichkeit – und leider auch in der Politik – nur wenig bekannt ist. Mit wohnungslosen Menschen werden meist ältere, ungepflegt wirkende Männer mit Schnapsflasche auf einer Parkbank assoziiert, dabei machen auf der Straße lebende Wohnungslose nur einen kleinen Teil der Zielgruppe aus. Wohnungslose Menschen werden von der Gesellschaft ausgegrenzt und versuchen daher oft, unsichtbar zu bleiben. Nur "alte Hasen" der Wohnungslosenhilfe erkennen in dem Anzug tragenden Mann mit Aktentasche, der stundenlang in der S-Bahn umherfährt, den wohnungslosen Menschen, der so seine Zeit totschlägt. Dieses Unsichtbarmachen trifft im Besonderen auf wohnungslose Frauen zu, die häufig verdeckt wohnungslos leben und angebotene professionelle Hilfen aus Scham nicht annehmen. Die Unkenntnis auch vieler politisch Verantwortlicher ist umso erstaunlicher, als Ursachen, Folgen und Rahmenbedingungen von Wohnungslosigkeit relativ gut erforscht sind. Forderungen nach einer Wohnungsnotfallstatistik und einer darauf aufbauenden nationalen Strategie zur Überwindung von Wohnungslosigkeit und der Entwicklung gezielter Präventionsmaßnahmen werden weitgehend ignoriert. So laufen unter anderem die entsprechenden Forderungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W) seit Jahrzehnten ins Leere, oder Anträge der jeweiligen Oppositionsparteien werden, wie 2013 im Bundestag und im Land Berlin geschehen, abgelehnt.[1] Auf der anderen Seite existiert in Deutschland, vor allem in den größeren Städten mit ihrer starken Anziehungskraft auf wohnungslose Menschen, ein vielfältiges Hilfesystem, das auf europaweit fast einzigartigen einklagbaren rechtlichen Ansprüchen basiert.