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Informationen

Für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen

Tagungsbericht BAG-W-Fachtagung

BAG W-Fachtag
Partizipation, Selbsthilfe und Selbstorganisation
Neue Wege zur Teilhabe von Betroffenen
4. August 2010
Kassel

Mit dem Fachtag ‚Partizipation’ hat die BAG W eine Plattform für die Beteiligung von Wohnungslosen und ehemals Wohnungslosen geschaffen, um die Selbstorganisation
von Betroffenen in Deutschland zu unterstützen und zu fördern. Mit der Ausrichtung des Fachtages sollten die Themen Partizipation und Selbstorganisation innerhalb der Mitgliedschaft, aber auch darüber hinaus weiter vorangebracht werden. Ziel des Fachtages war daher:


• eine stärkere Verankerung der Thematik in der Wohnungslosenhilfe zu befördern, und
• eine Stärkung der Bundesbetroffeneninitiative (BBI) und die Verbreiterung ihrer bundesweiten Basis anzustoßen.


Der Fachtag, dessen inhaltliche Vorbereitung in enger Zusammenarbeit mit Roland Saurer vom St.-Usula-Heim in Offenburg und Peter Szynka vom ZBS Niedersachsen in Oldenburg erfolgte, ist trotz einer verhältnismäßig kurzen Vorbereitungszeit auf großes Interesse bei Betroffenen und Mitarbeitern des Hilfesystems gestoßen. Mit mehr als 90 TeilnehmerInnen und Mitwirkenden war der Fachtag sehr gut besucht. Bei etwa einem Drittel der Teilnehmenden handelte es sich um MItarbeiterInnen aus Einrichtungen und Diensten der Wohnungslosenhilfe, die überwiegende Mehrheit waren ehemals oder aktuell von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen, die ihre Interessen und Anliegen in den Arbeitsgruppen des Fachtags vertreten haben. Die große Resonanz hat die Erwartungen aller an der Vorbereitung des Fachtags Beteiligten übertroffen und damit deutlich gemacht, dass das Thema der Betroffenenbeteiligung innerhalb der Wohnungslosenhilfe immer stärker an Bedeutung gewinnt.

Inhaltlich gliederte sich der Fachtag in fünf Arbeitsgruppen (AGs), die sich je unterschiedlichen Aspekten der Partizipation und Betroffenenbeteiligung widmeten und von jeweils einem ehemals oder aktuell Betroffenen und einem Professionellen moderiert wurden.

 


AG 1 Unter dem Titel „Mitmachen und Mitreden: wo und wie?“ widmete sich die erste Arbeitsgruppe, die von Norbert Brand, einem Mitarbeiter der Straßenzeitung ‚Asphalt im Norden’, und Peter Szynka moderiert wurde, dem Thema der Betroffenenbeteiligung innerhalb der Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe. In der Arbeitsgruppe wurden Fragen der organisations- und einrichtungsbezogenen Beteiligung von Betroffenen diskutiert und einer kritischen Prüfung im Hinblick auf ihre praktische Bedeutung im Hilfeprozess unterzogen.

 

 

An der Arbeitgruppe beteiligten sich ca. 30 TeilnehmerInnen, wobei die Zahl der Sozialarbeitenden größer war als die der Betroffenen. Auch wenn die Betroffenen insgesamt weniger Redezeit in Anspruch nahmen als die Professionellen, bereicherten sie die Diskussion durch wichtige und prägnante Hinweise zum Thema.


Nach einer Vorstellungsrunde eröffnete Peter Szynka mit drei Thesen zum Charakter von Partizipation, den in der Regel ungleichen Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen innerhalb von Partizipationsprozessen und den notwendigen Rahmenbedingungen für eine gleichberechtigte Kommunikation den Workshop.

Daran anschließend tauschten sich die TeilnehmerInnen über ihre je unterschiedlichen Erfahrungen mit „Partizipation“ aus. Dabei wurde deutlich, dass das Thema
Partizipation bei aller Unterschiedlichkeit der bisherigen Entwicklungen mittlerweile einen hohen Stellenwert genießt. Zugleich wurde diskutiert, dass sich die Mehrheit der Einrichtungsnutzer – Mitglieder eines Bewohnerbeirates in Hannover berichteten von etwa 90 Prozent in ihrer Einrichtung – nicht für Partizipation und die Mitarbeit in einem Beirat interessierten und es von daher oftmals sehr schwer sei, Nachfolger zu finden.
Als weiteres Problem wurden die sich wandelnden Organisationsstrukturen innerhalb des Hilfesystems angesprochen. Während sich ausgeprägt patriarchalische Strukturen heute nirgendwo mehr finden lassen, sind viele Einrichtung mittlerweile immer stärker dezentralisiert worden, so dass sich die Einrichtungsnutzer immer seltener gegenseitig kennen lernen können und somit auch nicht mehr besonders aneinander und an gemeinsamen Aktivitäten interessiert sind. Partizipation könnte sich, so die Befürchtung, damit erledigt haben, wird aber zumindest zusätzlich erschwert.

Nicht zuletzt aufgrund der hohen Zahl an Professionellen konzentrierte sich die Diskussion im weiteren Verlauf immer stärker auf Fragen der Begriffsdefinition, was von den anwesenden Betroffenen als ‚Sozialarbeiterdiskussion’ empfunden wurde und zu neuen Wortschöpfungen wie ‚Sozialarbeiterbetroffene’ und ‚Selbsthilfegruppe für partizipationsbetroffene Sozialarbeiter’ Anlass gab. Während sich die anwesenden Sozialarbeitenden stärker methodisch mit dem Thema Partizipation, etwa zur Frage „Wie kann ich Partizipation anregen?“, beschäftigten, wünschten sich die Betroffenen eine stärker praxisorientierte Debatte, die etwa der Frage nachgeht: „Wie kann ich effektiv partizipieren?“.


AG 2 Moderiert von Brigitte Hartung von der Initiative Bauen-Wohnen-Arbeiten in Köln und Beate Blank von empowerment consulting in Stuttgart beschäftigte sich die zweite Arbeitsgruppe, die den Titel „Selbst ist der/die Betroffene!“ trug, mit der Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen Selbsthilfeprojekte Schritte zu einer stärkeren gesellschaftlichen Integration von Wohnungslosen bieten können. Anders als in manch anderem sozialen Hilfefeld stehen Selbsthilfeprojekte und -initiativen im Bereich der von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen bisher noch am Anfang ihrer Entwicklung. Ausgehend vom Wohnungslosen-Selbsthilfeprojekt der Initiative Bauen-Wohnen-Arbeiten e.V. in Köln-Ossendorf diskutierte die Arbeitsgruppe unterschiedliche Selbsthilfeprojekte, die Möglichkeiten ihrer Verankerung und die positiven Effekte solcher Selbsthilfeinitiativen und -aktivitäten.

Bei der überwiegenden Mehrheit der an der Arbeitsgruppe Beteiligten handelte es sich um ehemalige oder auch aktuell noch von Wohnungsnot betroffene Menschen, die, das zeigte eine erste Vorstellungsrunde, vor allem Erfahrungen austauschen und neue Impulse für weitere Aktivitäten der Selbstorganisation gewinnen wollten. Einige der TeilnehmerInnen sind dabei selbst engagiert in ihren Einrichtungen und beim Aufbau von Ehrenamtsbörsen, Obdachlosenzeitungen oder auch einzelnen Kursangeboten für die Menschen in ihren Einrichtungen. Andere TeilnehmerInnen wünschten sich aber auch Ideen und Anregungen für die Initiierung von Interessengruppen und die Aktivierung von Wohnungslosen für politische Aktionen.


Die weiteren Diskussionen knüpften direkt an die Erfahrungen aus der von Brigitte Hartung vorgestellten Initiative in Köln-Ossendorf an und konzentrierten sich im unter anderem auf Fragen der ehrenamtlichen Arbeit als Ausgangspunkt für bezahlte Arbeit, aber auch als Grundlage für ein gesteigertes Selbstverwertgefühl. Freiwilligkeit ist dabei eine Leitlinie für Mitarbeit und Engagement und eine Vielfalt an Beteiligungsformen ist notwendig, damit jede/r ihrem/seinem „Herzenswunsch“ und „Traum“ folgen kann. Von Bedeutung ist dabei die Teilhabe an professionellem und ExpertInnenwissen, um eine Gruppe leiten und Verantwortung übernehmen zu können, um sich selbst und die eigene Arbeit reflektieren zu lernen.

Als Diskussionsergebnisse hält die Arbeitsgruppe fest, dass die Fähigkeiten und Ressourcen der Betroffenen entdeckt, entwickelt und genutzt werden müssen, um so deren Selbstwertgefühl zu steigern und Selbstvertrauen zu fördern. Es besteht ein Rechtsanspruch, der eingelöst werden muss, aber nur Integrationsarbeit mit dem Betroffenen und nicht an den Interessen der Betroffenen vorbei kann Erfolg versprechend sein. Dies hat auch positive Rückwirkungen auf die sozialarbeiterische Tätigkeit, etwa wenn die professionellen Mitarbeiter der Einrichtungen durch erfolgreiche Sozialarbeit eine stärkere Motivation für ihre Arbeiten erfahren.
Für das Selbsthilfeprojekt werden immer wieder Ziele entwickelt, die auf den Fähigkeiten und Ressourcen jedes Einzelnen aufbauen. Die gemeinsam entwickelten, klaren und transparenten Strukturen und Regeln geben einen sicheren Rahmen, in dem sich alle Beteiligten aufgehoben fühlen und in dem sich jeder individuell entwickeln kann. Durch die gemeinsame Planung und Durchführung eines Selbsthilfeprojekts und das gemeinsame Erreichen der entwickelten Ziele entstehen Wertschätzung und ein gegenseitiges Vertrauen, auf deren Grundlagen die Menschen ihr Leben eigenverantwortlich meistern, sich in die Gesellschaft einbringen und ihr Umfeld aktiv mitgestalten. Alle Beteiligten, so das Resümee, „profitieren vom Erfolg, bleiben gesund und haben Spaß.“

AG 3 „Ohne Wohnung – was nun? – Internetportale nicht nur für Wohnungslose“ war der Titel der dritten Arbeitsgruppe, die von Richard Brox, dem Betreiber des Internetportals ‚Unter Null – Berber-Info für Deutschland’ (http://www.ohnewohnung-wasnun.de)‚ und Thomas Specht von der BAG W moderiert wurde. Verschiedene, in den letzten Jahren entstandene Internetportale zeigen neue Möglichkeiten der Interessenäußerung von Betroffenen auf und verweisen zugleich auf eine neue und zugleich erhebliche Dynamik in Bezug auf Betroffenenbeteiligung.


Ausgehend vom Internetportal ‚Unter Null – Berber-Info für Deutschland’ diskutierten neben einigen Professionellen vor allem ehemals oder aktuell von Wohnungslosigkeit
Betroffene diese neuen Partizipationsformen in ihrer Bedeutung für die Betroffenenbeteiligung, aber auch für den Alltag von Betroffenen. Das von Richard Brox betriebene Nutzerportal konzentriert sich auf Soforthilfen zur „Sesshaftmachung und der Gefahrenabwehr“ und fokussiert damit vor allem auf Einrichtungen der kurzfristigen Notunterbringung. Die lebhafte Diskussion konzentrierte sich zum einen auf die fehlende Kooperation zwischen dem Portal und der Bundesbetroffeninitiative (BBI) sowie den Möglichkeiten einer weiter gehenden Kooperation mit anderen Initiativen und Angeboten. Zum anderen wurden die Frage der Bewertungen von Einrichtungen und Diensten durch einzelne Nutzer widersprüchlich diskutiert und dabei festgestellt, dass solche Bewertungen notwendig subjektiv sind.


Das Benutzerforum der Website, das dem Austausch der Betroffenen untereinander dienen soll, wird bis jetzt noch relativ wenig genutzt und es wurde festgestellt, dass die Voraussetzungen zum Zugang im und außerhalb des Hilfesystem der Wohnungslosenhilfe für Betroffene sehr oft nicht gegeben sind. Hierzu erarbeitete die AG folgende Forderungen: In allen Diensten/Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe sollte ein freier und kostenloser Zugang zum Internet für alle KlientInnen möglich sein und zur Erlernung der „Zugangssprache“ sollten kostenlose Kurse und -schulungen angeboten werden. Darüber hinaus sollten von den Internetanbietern vergünstigte Sozialtarife angeboten werden, um auch armen Menschen den Zugang zum Internet zu ermöglichen. Die bundesweiten Websites für Betroffene sollten sich untereinander stärker verlinken, damit sich Betroffene besser miteinander vernetzen können. Hinsichtlich der Internationalisierung des Wohnungsproblems und seiner Europäisierung wurde außerdem gefordert, dass die Internetangebote in unterschiedlichen Sprachen erstellt und zugleich eine Verlinkung der Angebote aus verschiedenen Ländern angestrebt werden sollte.

AG 4 Fünfzehn Jahre Bundesbetroffeneninitiative Wohnungsloser in Deutschland. Unter dem Titel „Obdachlos, aber nicht wehrlos!“ ging die vierte AG der Frage nach, wie die BBI entstanden ist, welcher Arbeits- und Aktionsformen sie sich in den Jahren seit ihrer Gründung bedient hat und was ihre Anliegen und Ziele heute sind. Moderiert von Doris Kölz, Vorsitzende der Bundesbetroffeneninitiative, und Roland Saurer vom Psychosozialen Zentrum St. Ursula in Offenburg diskutierte die AG sowohl über  Möglichkeiten der Einmischung in sozialpolitische Fragen auf lokaler, regionaler und Bundebene, wie auch über das Verhältnis der BBI und anderer Betroffeneninitiativen zu den Wohlfahrtsverbänden und deren Interessen und die Bedingungen für eine breitere Beteiligung an Netzwerken, Kampagnen und Aktivitäten.


Ausgangspunkt der Diskussionen war ein von Doris Kölz vorgestelltes Papier zur Geschichte und zum Selbstverständnis der BBI seit der Entstehung als Initiative 1990 und der Gründung als Verein 1994/95. Dabei wurde auf die Bedeutung der BBI für viele lokale Initiativen und Netzwerke verwiesen, die hieran anknüpfen können. Es wurde deutlich, dass sich die BBI als politische Initiative, als Netzwerk versteht, das unterschiedlich politische Ebenen miteinander verknüpft, sich dabei mit gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzt und dabei Themen wie soziale Ausgrenzung und Diskriminierung aufgreift.

Dabei spielte auch die Frage nach dem Verhältnis zur sozialarbeiterischen Profession eine wichtige Rolle. Die Gründung von Betroffenen-Initiativen ist notwendig, um soziale wie politische Rechte durchsetzen zu können und ohne die Unterstützung von Professionellen ist dieser Prozess kaum zu bewältigen. Die bisherige Entwicklung der BBI hat gezeigt, dass ein solcher Prozess zum Teil auch ohne und gegen die Profession gestaltet sein kann. Die Frage der Macht, auch im Sinne einer ‚Einrichtungsmacht’, spielte in den Diskussionen zu fünfzehn Jahren BBI in Deutschland daher eine wichtige Rolle.


Während sich die BBI als eine NRO mit Netzwerken versteht, deren Arbeit sich auf Themen wie Bildung konzentriert, ist die BAGW als ein mit staatlichen Förderung arbeitender Interessenverband per se nicht NRO, wie der BAG WVorsitzende Winfried Uhrig in der Diskussion deutlich macht. Gleichwohl ist das Thema Partizipation wesentlich für die Arbeit der BAGW und daher ist die BBI ein originärer Bündnispartner, dessen inhaltliche wie organisatorische Stärkung ein Anliegen der BAG W ist. Auch in diesem Sinne ist der Fachtag darauf ausgerichtet, bestehende Partizipationsprozesse zu fördern und die Verbreiterung der Basis der BBI zu unterstützen.


AG 5 Ausgehend von der ursprünglich anvisierten Zielsetzung, auf dem Fachtag auch über Möglichkeiten der Betroffenenbeteiligung auf europäischer Ebene, vor allem im Rahmen der Consensus Conference in Brüssel, zu beraten, beschäftigte sich die fünfte Arbeitsgruppe unter der Überschrift „Betroffenenbeteiligung in Europa – wie soll das gehen?“ mit Fragen einer europäischen Betroffenenbeteiligung. Unter der Moderation von Jürgen Schneider vom Internetforum ‚berberinfo. de’ und Stefan Schneider vom EISOP in Berlin diskutierte die Arbeitsgruppe nicht nur über Beteiligungsformen auf europäischer Ebene, sondern entwickelte einen generellen Blick auf Fragen der Vernetzung sowohl innerhalb des Feldes der Wohnungslosenproblematik, als auch darüber hinausgehend mit anderen Bereichen der Armutsthematik.

An der Arbeitsgruppe nahmen insgesamt 12 Personen teil und diskutierten über Möglichkeiten der Vernetzung Wohnungsloser auf europäischer, aber auch auf nationaler Ebene. Stefan Schneider informierte dazu zu Beginn über einige der Vorbereitungen zur Consensus Conference. Hierzu stellte er erste Ergebnisse einer Befragung vor, die in fünf europäischen Ländern durchgeführt wurde und zu der er gemeinsam mit Brigitte Hartung von der Initiative Bauen-Wohnen-Arbeiten einen Fragebogen ins Deutsche übersetzt hatte.


Es folgt eine lebhafte Diskussion über die Gründe und Ursachen von Wohnungslosigkeit und die Bedeutung von Teilhabe Wohnungsloser. Viele Diskussionsteilnehmer
betonten, dass es keine Lobby von und für Obdachlose gäbe und dass auch die Wohnungslosenhilfe von der Tendenz her eher ihre eigenen Interessen verfolgen würde. Dabei herrschte der Eindruck vor, dass eine Mitbestimmung Wohnungsloser insbesondere von den Leitungen der ‚Wohlfahrtskonzerne’ nicht gewollt sei. Aber auch viele der Wohnungslosen selbst hätten oftmals kein Interesse, sich für ihre Belange einzusetzen.

Einer europaweiten Vernetzung stehen nach der Arbeitsgruppe vor allem sprachliche Barrieren entgegen, wie bereits ein Blick auf die Internetseiten des europäischen
Dachverbandes FEANTSA zeige, auf denen sich nur sehr wenige deutschsprachige Informationsangebote finden. Dies gilt auch für alle anderen Portale, bei denen es um europäische Vernetzung bzw. um Informationen über Selbsthilfeinitiativen Wohnungsloser in Europa geht. Denn viele Wohnungslose sprechen weder Englisch noch Französisch. Zugleich wird aber festgehalten, dass die Übersetzungsfrage nicht das Hauptproblem europäischer Vernetzung ist.


Als eines der Ergebnisse der Arbeitsgruppe kristallisiert sich die Forderung heraus, dass alle Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe die Wohnungslosen besser fördern sollten und die Voraussetzungen dafür schaffen müssen, dass sich die Wohnungslosen mit ihren Kompetenzen auch tatsächlich einbringen können. Dies warf die Frage auf, inwieweit auch in der Wohnungslosenhilfe, etwa über das Sozialgesetzbuch, Beteiligungsstrukturen rechtlich verankert sind, wie dies auch in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens der Fall ist.

Resümee
Trotz des durch die eintägige Veranstaltung sehr engen zeitlichen Rahmens trafen die in den Arbeitsgruppen diskutierten Thematiken bei den TeilnehmerInnen auf großes Interesse, wie die vielfältigen Diskussionen in den AGs belegen. Den Abschluss des Fachtags bildete ein Plenum, auf dem die ModeratorInnen der Arbeitsgruppen den Verlauf der Diskussionen und erste Ergebnisse der AGs präsentierten. Daran schloss sich eine offene Diskussionsrunde an, in der sowohl Einzelaspekte der Arbeitsgruppen noch einmal aufgegriffen als auch generelle Einschätzungen zum Fachtag und seiner inhaltlichen Ausrichtung diskutiert wurden.


Insgesamt konnte mit dem Fachtag eine Vielzahl von MitarbeiterInnen aus der Wohnungslosenhilfe, aber vor allem auch eine große Zahl an ehemals oder aktuell von Wohnungslosigkeit betroffener Menschen erreicht werden. Mit seinen unterschiedlichen Arbeitsgruppen hat der Fachtag Raum für vielfältige Diskussionen und Kontroversen geboten, die die Bedeutung der Thematik für die Wohnungslosenhilfe verdeutlicht hat. Die insgesamt gute Resonanz zeigt, wie wichtig dieses Thema ist, und die Diskussionen in den Arbeitsgruppen und im Abschlussplenum haben gezeigt, dass eine entsprechende Weiterführung dieser Diskussion notwenig ist.

Der Fachtag verstand sich in seiner konzeptionellen Ausrichtung als Möglichkeit des Austausches sehr unterschiedlicher Positionen und Initiativen der  Betroffenenbeteiligung im Feld der Wohnungslosenhilfe und die Vielfalt der Diskussionen in den Arbeitsgruppen hat die Bedeutung einer solchen Plattform für die weitere
Entwicklung dieser Thematik noch einmal verdeutlicht.


Aus Sicht der BAG W ist vor allem die große Bandbreite an unterschiedlichen Diskussionssträngen hervorzuheben, die für die weitere Positionierung der BAG W in diesem Themenfeld, aber auch für die zukünftige Strategieplanung in diesem Bereich von großer Bedeutung sein wird. Der Fachtag bildet für die BAG W damit den Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten in diesem Bereich, die mit anderen Kooperationspartnern in naher Zukunft zu entwickeln sind.


Als erste Ergebnisse des Fachtags können eine Reihe von Forderungen benannt werden, die sich aus den unterschiedlichen Diskussionen in den Arbeitsgruppen herauskristallisieren lassen. Die Bandbreite reicht dabei von sehr konkreten Forderungen, wie jenen nach einem erleichterten Zugang für wohnungslose Menschen zu modernen Kommunikationsmedien, um ihre Teilhabemöglichkeiten zu vergrößern, bis hin zu allgemeinpolitischen Forderungen, wie etwa nach einer flächendeckenden Schaffung von Plattformen für Partizipation in den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und der Formulierung verbindlicher Eckpunkten für die Weiterentwicklung von Partizipation und Betroffenenbeteiligung im Hilfesystem.