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Für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen

Als Obdachloser im Internet zu Hause

Astrid B. war obdachlos, als sie den Weg ins Netz fand. Auf der Straße war sie ein Niemand, dem Internet war ihre Wohnungslosigkeit egal, es bot Anerkennung und Hilfe. Wohin geht ein Mensch, wenn er kein Zuhause mehr hat? Astrid B. entschied sich an diesem Tag im Jahr 2009 für ein Internetcafé schräg gegenüber vom Bahnhof Zoo in Berlin. Eine Stunde Surfen, ein Euro. So viel Geld hatte sie gerade noch. Die heute 49-Jährige trug die Tüte mit ihrem kompletten Besitz in den Laden und setzte sich vor einen Bildschirm.Vielleicht hatte ja die große Suchmaschine eine Antwort auf die Frage, wohin Astrid B. gehen könnte. "Obdachlose Frauen in Berlin" tippte sie auf der Tastatur ein. Und der Suchalgorithmus lieferte. Die Adresse der Bahnhofsmission, Kontaktdaten von Notunterkünften. Google Maps wies ihr den Weg, weg vom Bahnhof Zoo.Das Internet, das ihr am ersten Tag in der Obdachlosigkeit geholfen hat, es sollte sich für Astrid B. auch in den kommenden Monaten auf der Straße als wichtig erweisen. Bis dahin hatte sie Computer nur für Videospiele benutzt, Surfen war nichts für sie. Während ihrer Zeit auf der Straße entdeckte Astrid B., was das Internet alles kann. Es tat sich ihr ein Raum auf, der ein Gefühl von Heimat gab. Im Internet bekam sie das Gefühl, von anderen gebraucht zu werden, nicht wertlos zu sein. Es wurde ihr Fluchtpunkt, wenn der Alltag der Obdachlosigkeit sie lähmte.

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