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Informationen

Für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen

Armut und Ausgrenzung überwinden – in Gerechtigkeit investieren

Presseinformation der NAK

Pressekonferenz, 27. Januar 2010, Diakoniezentrum für Wohnungslose, Hamburg

Stichwort: Armut

Nach allgemeinem Verständnis gilt als arm, wer sich nicht hinreichend und angemessen mit Kleidung, Lebensmitteln, Wohnraum und anderen lebensnotwendigen Dingen versorgen kann. Die EU hat die relative Armut 1984 wie folgt beschriebenen: "Als verarmt sind jene Einzelpersonen, Familien und Personengruppen anzusehen, die über so geringe (materielle, kulturelle und soziale) Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar sind."
In Deutschland wird das durchschnittliche, gewichtete monatliche Netto-Einkommen als wichtigster Indikator zugrunde gelegt; dies bedeutet, dass auch die Anzahl der Personen im jeweiligen Haushalt berücksichtigt wird. Wer weniger als 60 Prozent davon zur Verfügung hat, gilt als arm.
Im Jahr 2008 lag die Armutsrisikogrenze für einen Einpersonenhaushalt bei 787 Euro
monatlich, für einen Zweipersonenhaushalt betrug sie 1181 Euro und für einen
Vierpersonenhaushalt (Eltern, zwei Kinder unter 14 Jahren) betrug sie 1653 Euro (Datenbasis MIKROZENSUS).
Armut hat viele Gesichter. Besonders betroffen sind Kinder, allein Erziehende, Arbeitslose, ältere Menschen, Behinderte und soziale Randgruppen. Kaum zu beziffern ist das Ausmaß der "verdeckten Armut" von Menschen, die meist aus Scham keine öffentliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Stichwort: Nationale Armutskonferenz

Die Nationale Armutskonferenz gründete sich im Herbst 1991 als deutsche Sektion des Europäischen Armutsnetzwerks. Ziel der Zusammenarbeit ist es, Armut zu überwinden bzw. die Selbsthilfeansätze der von Armut betroffenen oder bedrohten Menschen zu unterstützen. Sie sieht ihren Auftrag unter anderem darin, einen Beitrag zu einer veränderten Politik zu leisten, damit die Lebenslage armer Menschen verbessert und strukturelle Überwindung von Armutsbedrohung erreicht wird. Das Gespräch mit von Armut betroffenen Menschen ist erstes Anliegen der Nationalen Armutskonferenz.
Die Nationale Armutskonferenz besteht aus folgenden Mitgliedern: Arbeiterwohlfahrt
Bundesverband - Armut und Gesundheit in Deutschland - BAG Prekäre Lebenslagen - BAG Schuldnerberatung - BAG Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit - BAG Wohnungslosenhilfe - Bundesverband Die Tafeln - Der Paritätische Gesamtverband - Deutscher Bundesjugendring - Deutscher Caritasverband - Deutscher Gewerkschaftsbund - Deutsches Rotes Kreuz - Diakonisches Werk der Ev. Kirche in Deutschland - Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.
Sprecher der Nationalen Armutskonferenz ist Pfarrer Dr. Wolfgang Gern, zugleich
Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau. Stellvertretende Sprecherin ist Michaela Hofmann, Referentin für Allgemeine Sozialberatung, Armutsfragen, Frauenhäuser und Gewaltschutz im Diözesan-Caritasverband Köln.

Stichwort: Europäisches Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung

Das Europäische Parlament und der Europäische Rat haben am 22. Oktober 2008 das Jahr 2010 zum "Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung" ausgerufen (EJ 2010).
Im Beschluss der Europäischen Union heißt es dazu wörtlich: Die soziale Ausgrenzung steht dem Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger entgegen, hindert sie daran, sich zu äußern und an der Gesellschaft teilzuhaben. Dieser Aspekt sollte daher im Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ... entsprechend herausgestellt werden.
Das Europäische Jahr sollte aktive Eingliederungsstrategien als Mittel zur Verhinderung von Armut und sozialer Ausgrenzung fördern und im Rahmen der offenen Methode der Koordinierung zur Verbreitung bewährter Vorgehensweisen auf diesem Gebiet beitragen.
(Quelle: Beschluss der Europäischen Union, 22.10.2008)
In Deutschland ist das Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit der Durchführung des EJ 2010 beauftragt worden. Es sollen drei große Themenfelder sichtbar werden: "Jedes Kind ist wichtig - Entwicklungschancen verbessern!"; "Wo ist der Einstieg? - Mit Arbeit Hilfebedürftigkeit überwinden!"; "Integration statt Ausgrenzung - Selbstbestimmte Teilhabe für alle Menschen!"
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales beteiligt als Nationale Durchführungsstelle die Akteure im Einsatz gegen Armut und soziale Ausgrenzung auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene bei der Planung und Durchführung des Jahres. Ein besonderes Augenmerk im EJ 2010 liegt auf der Teilhabe der von Armut und Ausgrenzung betroffenen Bürgerinnen und Bürger.

Stichwort: Lissabon-Strategie

Obwohl die Europäische Union einige der höchst entwickelten Sozialschutzsysteme der Welt hat, sind noch immer etwa 80 Millionen ihrer Bürgerinnen und Bürger (2010) von Armut bedroht. Um dem entgegenzuwirken, verpflichteten sich die EU-Chefs im Rahmen der Lissabon-Strategie, Armut zu bekämpfen, und vereinbarten ein koordiniertes Vorgehen im Kampf gegen Ausgrenzung, das auch gemeinsame Ziele umfasst. Daraufhin verabschiedeten die Mitgliedstaaten nationale Aktionspläne (jetzt nationale Strategieberichte), die darauf abzielten, durch eine Verstärkung nationaler, regionaler und kommunaler Maßnahmen, eine bessere Koordinierung der gesamten politischen Bemühungen und die Einbindung aller einschlägigen Akteure gegen Armut und Ausgrenzung anzugehen. Die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung geht Hand in Hand mit anderen Zielen von Lissabon, insbesondere mit der Förderung der Beschäftigung und des Wirtschaftswachstums.

Ansprechpartner:
Michael Schröter
Geschäftsführung Nationale Armutskonferenz
Sozialpolitik gegen Armut und soziale Ausgrenzung
Zentrum Familie, Integration, Bildung, Armut
Diakonisches Werk der EKD e.V.
Reichensteiner Weg 24
Telefon: +49 (0) 30 83 001 200
PC-Fax: +49 (0) 30 83001 8 200
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Statement Pfarrer Dr. Wolfgang Gern Sprecher der Nationalen Armutskonferenz

Statement Michaela Hofmann Stellvertretende Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz