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Informationen

Für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen

Aus Freude am Wiedersehen

Zum 15. Mal fand gestern das Emder Fußball-Turnier für Obdachlose statt.

Von EZ-Redakteur
LARS MÖLLER
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Turnier in EmdenManche kommen, um Fußball zu spielen, andere schauen lieber zu und feuern die Akteure auf dem Feld an. Sie alle verbindet ein Wunsch: Freunde oder Weggefährten von früher mal wiederzusehen, sich mit ihnen zu unterhalten und Neuigkeiten auszutauschen. Auch bei der 15. Auflage des Emder Obdachlosen-Turniers, das gestern in der Sporthalle der Berufsbildenden II stattfand, war das nicht anders.

Wie in den Vorjahren stand nicht der sportliche Wettkampf im Vordergrund, sondern das Wiedersehen. So auch bei Jürgen Schneider, der seit vielen Jahren für das so genannte Berber-Team bei dem Turnier antritt. „Ob wir gewinnen, im Mittelfeld oder auf dem letzten Platz landen ist mir total egal. Es ist toll, dass sich hier alle treffen. Das Turnier will ich nicht missen”, sagte der Wohnungslose.

Das Obdachlosen-Turnier fand 1996 zum ersten Mal statt. Organisiert wurde und wird es vom „Tagesaufenthalt für Menschen in Wohnungsnot” in Emden. Hans-Jürgen Kretzmer-Janßen, Präses des Synodalverbands Nördliches Ostfriesland, und der Landtagsabgeordnete Hans-Dieter Haase (SPD) eröffneten gestern die Veranstaltung und wünschten den Sportlern viel Glück und vor allem viel Spaß. Teilgenommen haben die Tagesstätte Tandem (Ostfriesische Beschäftigungs- und Wohnstätten GmbH), die Bewährungshilfe Emden, die Begegnungsstätte Café „An Land”, das Berber-Team „Grenzenlos” sowie der Tagesaufenthalt Papenburg und Emden.

Im Vergleich zum Vorjahr war die Resonanz geringer, statt acht haben nur sechs Teams teilgenommen. Was erst einmal negativ klingt, hat eigentlich einen erfreulichen Hintergrund. „Das liegt auchan der guten Arbeit der Sozialarbeiter, die den Obdachlosen mehr Wohnungen vermitteln”, sagte Joachim Guttmann, Hauswirtschaftsleiter beim Tagesaufenthalt Emden. Sein Kollege, Sozialarbeiter Jens Brokamp, ergänzte: „Das ist nicht nur unser Verdienst.Aber durch die Sozialarbeiter kriegen viele vielleicht Stabilität in ihr Leben und kommen so auch in Arbeit.” Ein bisschen habe aber auch die Begeisterung am Fußball abgenommen und „die Leute, die früher hier teilgenommen haben, sind heute teilweise zualt”, so Brokamp.

Den Teams war die geringere Teilnehmerzahl jedenfalls egal. Sie hatten nicht nur ihren Spaß, sondern entwickelten im Laufe der Spiele auch den nötigen sportlichen Ehrgeiz. „Ich bin zum ersten Mal dabei. Das Turnier ist gut organisiert. Der Spaß steht im Vordergrund, aber ich möchte auch nicht Letzter werden”, sagte Marvin Geerken (22), der beim Tagesaufenthalt Emden mitspielte. Am Ende belegte er mit seinerMannschaft den 3. Rang (9 Punkte). Die Bewährungshilfe wurde Erster (15 Punkte) gefolgt vom Team Tandem (12 Punkte). Als Schiedsrichter fungierten Manfred Wenzel und Horst Götze.

Man wolle das Turnier auch weiterhin ausrichten, sagte Sozialarbeiter Brokamp. Den Wunsch, alte Freunde und Weggefährten wiederzusehen,werden auch im nächsten Jahr viele Wohnungslose teilen.

(Der Artikel erschien bereits am 15. 10.2010 in der Emder Zeitung)