Mit dem Beginn des Frühlings schließen viele Notunterkünfte für Obdachlose. Trotz des milden Winters waren alle Kapaitäten der Kältehilfe vollständig ausgelastet. So kalt war er ja eigentlich gar nicht, der Winter, denken wir. Für jene, die kein Dach über dem Kopf haben, waren die milden Wintertemperaturen jedoch kühl genug, um die Angebote der Berliner Kältehilfe in Anspruch zu nehmen. Vom 1. November 2013 bis zum 31. März 2014 lief die Saison, jetzt zieht das Netzwerk besorgniserregende Bilanz.13 Nachtcafés und 16 Notübernachtungen gibt es in Berlin, mit 73 Schlafplätzen zählt die Notübernachtung an der Franklinstraße zu den großen Anlaufstellen für Wohnungslose. Insgesamt wurden in Berlin während der Saison knapp 73.000 Übernachtungen verzeichnet - die Auslastung der Nothilfeangebote liegt damit bei über 100%, trotz der eher milden Temperaturen. Auch im Gegensatz zum Vorjahr wird eine Steigerung verzeichnet.
Wohnungslose Menschen sind oft nicht in einem Melderegister und damit auch nicht in einem Wählerverzeichnis eingetragen. Um beispielsweise bei der Bundestagswahl wählen zu können, müssen sie schriftlich den Eintrag in ein Wählerverzeichnis beantragen. Dieser Antrag muss spätestens am 21. Tag vor der Wahl bei der Gemeinde gestellt werden, in der gewählt werden soll. Mit diesem Antrag wird gleichzeitig der Wahlschein beantragt, mit dem im Wahllokal oder per Briefwahl gewählt werden kann. Bevollmächtigte aus Beratungsstellen oder anderen Hilfeeinrichtungen können Sammelanträge, die persönlich und handschriftlich unterschrieben sein müssen, an das örtliche Wahlamt stellen. Auch wohnungslose Bürger können dann frei, geheim und unabhängig wählen. Die Rechtsgrundlagen finden sich im Bundeswahlgesetz (§§ 14ff.) und in der Bundeswahlordnung (§ 16 Abs. 2)
(Rolf Keicher EvO)
Etwa 850 Menschen leben auf den Straßen der Stadt.Freiburg ist eine der wohlhabendsten Städte der Bundesrepublik. Doch geht man abends durch die Innenstadt, vorbei an Rathaus und Studierendenkneipen hin zu den Kollegiengebäuden der Universität, so fallen einem auch hier unweigerlich die Obdachlosen auf. Wenigstens für ein paar Stunden versuchen sie in den Eingängen der Geschäftspassagen Schutz zu finden. Ihre Zahl scheint stetig zuzunehmen.Fragt man nach den Ursachen dieser in ganz Deutschland anzutreffenden Erscheinung, so stößt man in der Literatur vor allem auf eine Erklärung: Dass bei der Entstehung von Obdachlosigkeit, von wenigen Einzelfällen abgesehen, die Einkommensarmut eine ganz entscheidende Rolle spielt.Laut der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe nimmt die Anzahl der Menschen, die ohne jede Unterkunft auf der Straße leben, stetig weiter zu. Zuletzt stieg ihre Zahl von etwa 22 000 im Jahre 2010 noch einmal um weitere zehn Prozent auf 24 000 im Jahre 2012. Auch in Freiburg ist in den letzten Jahren der letzte Rest von noch einigermaßen bezahlbarem Wohnraum zunehmend der Abrissbirne zum Opfer gefallen oder wurde luxussaniert. Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach (SPD) geht davon aus, dass in Freiburg zur Zeit um die 850 Menschen auf den Straßen leben müssen.
Während die Stadt neue Baugebiete plant und vielerorts barrierefreie, klimagerechte Wohnungen entstehen, nimmt die Wohnungsnot in Rotenburg immer größere Ausmaße an. Pläne, 500.000 Euro für die Bezuschussung des sozialen Wohnungsbaus in den Haushalt 2014 einzustellen, hat der Stadtrat bis auf weiteres vertagt.Betroffen von der Obdachlosigkeit sind immer häufiger Jugendliche. So wie André H. Seine Leidensgeschichte beginnt, als er drei Jahre alt ist. Besuch im Haus Hemphöfen, eines der drei Obdachlosenheime in städtischer Hand. Zehn Menschen wohnen derzeit in dem unscheinbaren Haus. Die Einzelzimmer sind 7,5 Quadratmeter groß. André H. wohnt in einem Doppelzimmer, zurzeit hat er zwölf Quadratmeter für sich alleine. Von Luxus kann jedoch keine Rede sein. Zwei ausgemusterte Bundeswehrbetten dienen als Schlafgemach, das Fenster ist undicht, notdürftig mit einem Kissen versiegelt. Darunter wuchert der Schimmel. Trübe Aussichten für André H., der mit 19 Jahren wenig Hoffnung hat, dass sich sein Leben zum Guten wendet. Eigentlich sind Obdachlose angehalten, sich schnell eine eigene Wohnung zu suchen. Nach Angaben der Leiterin des Amtes für Jugend und Soziales sei dies in Rotenburg jedoch „fast aussichtslos“. Elke Bellmann: „Zum einen sind die Mietobergrenzen für Hartz-IV-Empfänger sehr niedrig, zum anderen will kaum jemand an diese Personen vermieten.“ Einige wohnen seit mehr als zehn Jahren im Haus Hemphöfen.