Statt Notunterkünften gibt es in Duisburg dezentrale Bleiben – das ist sogar günstiger als die früheren Obdächer. Seit zehn Jahren gibt es für das System eine zentrale Anlaufstelle, die im Notfall die wichtigsten Fragen innerhalb eines Tages klärt.Mitte der 1990er Jahre lebten 2200 Menschen in Duisburg in Notunterkünften, hausten teilweise zu sechst, Süchtige und Pflegefälle Bett an Bett, in einem Zimmer. Heute gibt es noch vier Plätze für Notfälle. Obdachlose oder von Wohnungsverlust bedrohte Menschen werden ansonsten so betreut, dass sie so normal wie möglich leben und wohnen können. Am Montag feierten die beteiligten Institutionen das Zehnjährige des Hilfesystems für Wohnungslose.
Obdachlos werden im Landkreis Ravensburg immer mehr Menschen, Tendenz steigend. Die Zahlen sind (auch landesweit) vor allem im Bereich der unter 25-Jährigen, der Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund bedenklich. Für viele ist in Ravensburg die letzte Anlaufstelle der Württemberger-Hof (WH), der zum Dornahof gehört. „Mittlerweile sind rund 25 Prozent derer, die keine Wohnung haben, unter 25 Jahre alt. Das liegt oft an zerrütteten Familienverhältnissen ohne familiäre Infrastruktur und anderen sozialen Problemen“, sagt Meinhard Amann, Leiter des WH. Die Jugendlichen kommen meist direkt aus dem Elternhaus oder abgebrochenen Jugendhilfemaßnahmen, ohne je eine Wohnung besessen zu haben.Erst seit einigen Jahren betreibt das Aufnahmehaus des WH einen extra Bereich für Frauen, der heute stets besetzt ist. „Früher war es üblich, dass Frauen nach einer Trennung im Haus oder in der Wohnung bleiben, heute ist das nicht mehr so“, sagt Amann. Die Dunkelziffer wohnungsloser Frauen ist zudem sehr groß, da ihnen ihre Lebensverhältnisse peinlich sind – sie versuchen so lange wie möglich bei Freunden und Bekannten unterzukommen. Der WH ermittelt die Anzahl der Obdachlosen jährlich an einem Stichtag. Während sich im Jahr 2012 noch 122 Menschen beim WH gemeldet haben – davon 14 Frauen und 18 U25-Jährige – verzeichnetet der WH 2013 schon 133 Obdachlose, darunter 22 Frauen und 30 U25-Jährige. „Die Anfragen von wohnungslosen Personen sind auch in den ersten vier Monaten in 2014 steigend“, sagt Amann.
Jeder EU-Bürger hat künftig das Recht auf ein Girokonto. Für den Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer kommt das einer kleinen Revolution gleich. Im Interview sagt er warum.Auch EU-Bürger ohne festen Wohnsitz können künftig ein Basis-Girokonto einrichten. Mit diesem Bankkonto können sie europaweit Geld überweisen und Bargeld am Automaten abheben. Die EU-Richtlinie, der das Parlament im Brüssel nun zugestimmt hat, greift eine jahrelange Forderung der Sozialverbände auf. Bislang haben die deutschen Banken nur eine freiwillige Selbstverpflichtung abgegeben. Die EU-Regierungen müssen der Richtlinie noch zustimmen, doch dies gilt als Formalie. Besonders häufig wird Obdachlosen ein Konto verweigert. In Hamburg leben schätzungsweise 1.500 bis 2.000 Menschen auf der Straße, weitere 3.500 haben keine Bleibe, kommen jedoch in Wohnunterkünften unter. Im Interview erläutert Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter und politischer Sprecher des Hamburger Obdachlosenmagazins Hinz und Kunzt, was die Entscheidung des EU-Parlaments bedeutet.
In den letzten Jahren hat die Wohnungslosigkeit in vielen Regionen Deutschlands deutlich zugenommen. In den Ballungsgebieten ziehen die Mietpreise ungebrochen an, zugleich schrumpft der Bestand an Sozial- und bezahlbaren Wohnungen.Für die betroffenen Menschen ist der Verlust der eigenen Wohnung oft der Endpunkt eines langen sozialen Abstiegs: Wer in Zeiten von Wohnungsnot seine Wohnung verliert, hat wenig Chancen sobald eine neue zu finden. Der Teufelskreis „Ohne Wohnung, keine Arbeit – ohne Arbeit, keine Wohnung“ kann kaum durchbrochen werden. Wohnungslosigkeit bedeutet nicht nur ein Leben ohne Wohnung, ohne Sicherheit und Privatsphäre, sondern bedeutet in der Regel umfassende soziale Ausgrenzung aus vielen Lebensbereichen.Dieser Negativentwicklung kann nach Ansicht der BAG Wohnungslosenhilfe, des Dachverbandes der Wohnungslosenhilfe in Deutschland, nur mit komplexen Maßnahmepaketen begegnet werden. Dabei seien der Bund, die Länder und die Gemeinden gleichermaßen gefordert. „Wir benötigen eine nationale Strategie, um koordinierte Wohnungsnotfallhilfen weiter zu entwickeln. Dazu gehören umfassende Maßnahmen zur Verhinderung von Wohnungsverlusten, zur Beseitigung der Straßenobdachlosigkeit und zum Aufbau einer flächendeckenden Wohnungsnotfall-Berichterstattung. Denn nur wenn man weiß, wie viele Menschen wo und warum ihre Wohnungen verlieren, kann entsprechend effektiv gehandelt werden“, erklärte Winfried Uhrig, Vorsitzender des Verbandes in Berlin.