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Informationen

Für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen

Archiv 2011

Der alte Grossvater und sein Enkel

Der Grossvater war sehr alt geworden. Seine Beine wollten nicht mehr gehen, seine Augen nicht sehen, seine Ohren nicht hören, und er hatte keine Zähne mehr. Wenn er nun bei Tische sass und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floss ihm das Essen auch wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen musste sich der alte Grossvater allein hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in einer Tasse.

Da sah er betrübt nach dem Tisch und die Augen wurden ihm nass. Einmal wollte der alte Mann die Tasse verrücken, dabei fiel sie zur Erde und zerbrach. Die Schwiegertochter schimpfte mit dem alten Mann, weil er alles im Haus verschüttete und Tassen zerbrach.

Sie sagte, sie werde ihm von nun an das Essen in einer Spülschüssel geben. Der alte Mann seufzte nur und schwieg.

Einmal sahen der Mann und seine Frau, wie ihr kleiner Sohn zu Hause auf dem Fussboden mit ein paar Brettern spielte und etwas daraus baute. Der Vater fragte: «Was machst du da Mischa?» Und Mischa antwortete: «Lieber Vater, ich mache eine Spülschüssel. Wenn du und die liebe Mutter einmal alt seid, könnt ihr aus dieser Schüssel essen.» Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an und begannen zu weinen. Sie schämten sich, dass sie den alten Mann so gekränkt hatten.
Und von diesem Tag an sass er wieder bei ihnen am Tisch, und sie bedienten ihn.

(Leo Tolstoi)

Der schnelle Abrutsch ins Nichts - Der Weg eines Obdachlosen

Fachabitur, Ausbildung, Studium – bei Martin lief es rund. Doch plötzlich kommt alles anders. Er wird obdachlos. Mit 26 Jahren. Der Dortmunder erzählt, wie er sich in in der Stadt zurecht finden muss, wie er auf der Straße schläft, wie er sich Geld zusammensucht. Er sieht fast aus wie ein Hipster. Der Hut mit der schmalen Krempe, dazu das dunkelblaue T-Shirt, Sneakers und eine Röhrenjeans. Beim Sprechen spielt Martin mit seinem Wasserglas, schiebt es vor sich hin und her, als sei es ein Spielstein beim Backgammon. Er ist ein wenig nervös, denn er sagt, es sei das erste Mal, dass sich jemand für seine Geschichte interessiere. Diesen Satz spricht er nicht traurig aus, melancholisch oder gar gereizt – er sagt ihn, als sei dieser Umstand das Normalste auf der Welt, als sei er kein gleichwertiger Mitspieler, als sei seine Backgammon-Partie verloren, bevor sie angefangen hat. Martin, 26 Jahre alt, kommt aus einem kleinen Ort in Nordrhein-Westfalen. Seinen Nachnamen möchte er lieber nicht gedruckt sehen, denn seine Geschichte klingt nur am Anfang gut: Er hat das Fachabitur gemacht, ging zur Bundeswehr, absolvierte eine Ausbildung, begann ein Studium.

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Die Affen

... oder so funktioniert unser Finanzsystem.

. . . vor langer Zeit,
verkündete ein Mann in einem indischen Dorf, dass er jeden Affen für 10 $ kaufen würde.

Die Dorfbewohner wussten, dass es im Wald sehr viele Affen gibt und so gingen sie in den Wald und fingen Affen, um sich ihr Einkommen ein wenig aufzufrischen.

 

Der Mann kaufte dann die ganzen Affen zu dem versprochenen Preis.
Als sich somit im Laufe der Zeit der Affenstand verringerte, suchten die Dorfbewohner nicht mehr so fleißig und gingen lieber ihrer alten Arbeit nach.
Daraufhin versprach der Mann jeden Affen für 20 $ zu kaufen.

Das hat die Menschen motiviert und so gingen sie wieder in den Wald und suchten ...und suchten erneut nach Affen und fingen sie. Bald darauf wurden die Affen im Wald immer weniger und sehr rar und keiner suchte mehr richtig, weil es sehr zeitaufwendig war.

Und so verkündete der Mann, er würde jeden Affen für 25 $ kaufen! Es war schon sehr schwierig und kaum noch möglich einen Affen zu erwischen! Darum sagte der Mann eines schönen Tages, er kaufe jetzt jeden Affen für 50 $!
. . . da er jedoch geschäftlich in die Stadt müsse, werde ihn sein Assistent vertreten.

 

Als der Mann weg war, sagte der Assistent zu den Dorfbewohnern: "Seht ihr die ganzen Affen hier im Käfig, die der Mann schon kaufte? Ich verkaufe sie euch heute für 35 $ und wenn jener morgen aus der Stadt kommt, könnt ihr ihm die Affen für die versprochenen 50 $ verkaufen. Super, nicht wahr?"
Die Dorfbewohner brachten daraufhin alles Geld, alles Ersparte, und kauften dem Assisten alle Affen für 35 $ ab.
Nach diesem Geschäft haben die Dorfbewohner nie wieder einen der beiden Männer gesehen.
Nur die ganzen Affen waren jetzt wieder dort, wo sie sich am Anfang befanden und die Dorfbewohner hatten kein Geld mehr.

 

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Die Armut sitzt mit am Tisch

Auf Offenburger Initiative hin soll am Samstag im alevitischen Kulturzentrum die Landesarmutskonferenz gegründet werden.Die Landesarmutskonferenz Baden-Württemberg soll am kommenden Samstag im Alevitischen Kulturzentrum in Offenburg gegründet werden. Wichtig ist den Offenburger Initiatoren, dass darin nicht nur die Parteien, Verbände, die professionelle Sozialarbeit und Institutionen vertreten sind, die sich von Berufswegen mit dem Thema befassen, sondern die Armut selbst mit am Tisch sitzt. Ziel ist es eine Landesarmutskonferenz von unten zu gründen, die anschließend in die politische Lobbyarbeit für Arme eintritt.Die Wirtschaft brummt derzeit in Baden-Württemberg, die Arbeitsagenturen melden in Teilen des Landes quasi Vollbeschäftigung, die Betriebe klagen über Fachkräftemangel und suchen bis nach Spanien nach qualifizierten Mitarbeitern. Wie passt zu diesem Hintergrund die Gründung einer Landesarmutskonferenz? Die Antwort gegeben ihre Initiatoren Günther Melle, Doris Kölz, Christine Walter, Heinz Pawliczeck und Roland Saurer, die im Offenburger Wohnungslosenheim St. Ursula erklären, warum es nach Gründungen ähnlicher Konferenzen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz jetzt auch eine baden-württembergische Ausgabe geben soll: Seit die rot-grüne Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder die Agenda 2010 durchsetzte, lässt deren Reform des Sozialstaates Deutschland in der aktuellen europäischen Wirtschaftskrise einerseits besser als andere dastehen, andererseits hat sie die Armut im Land verschärft. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weiter auseinander, die Frauenarmut habe sich seit 2002 verdoppelt, die Zugänge zu existenziellen Lebensbereichen wie Gesundheit, Wohnung, Bildung und gesellschaftliche Teilhabe seien für arme Menschen mit immer höheren Hürden versehen. Dazu komme die Überschuldung. Schlimm sei das Wegschauen der Menschen auf der Sonnenseite. "Wer weiß schon, wie sich eine allein erziehende Mutter heute durchschlagen muss?", fragt Günther Melle, der im Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft Wohnungsloser mitarbeitet. "Die im Schatten sieht man nicht", ergänzt Roland Sauerer, Leiter des Ursulaheims, der sich auch politisch für Wohnungslose engagiert und die Ermöglichung ihrer Teilhabe am politischen Prozess für den einzig gangbaren Weg hält, deren Situation zu verbessern. "Wir müssen den Leuten ein Mandat geben", so Saurer.

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Ehrenamtliche gestalten Wohlfühlmorgen

Kälte, Nässe, Schmutz: das Leben auf der Straße ist hart. So mancher wurde erst arbeitslos oder krank, konnte dann die Miete nicht mehr bezahlen und wurde plötzlich obdachlos. Um Obdachlosen das Leben wenigstens für einen Tag etwas schöner zu machen, veranstaltete ein "Aktionsbündnis" aus Malteser Hilfsdienst, dem Caritasverband und der Bremer St.-Johannis-Schule einen so genannten Wohlfühlmorgen für Wohnungslose.Die Tische sind reich gedeckt: Käse, Wurst, Eier, Obst und frische Brötchen auf weißen Tischdecken. Sogar ein Schokoladenschmetterling liegt auf der Serviette. Nach und nach kommen ein paar Menschen in die Räume der katholischen St.-Johannis-Schule. Manche scheu, manche mutiger. Wie diese beiden Frauen: "Wir haben gehört, dass es hier Frühstück gibt. Wir sind Rentner und haben auch nicht so viel Geld", sagen sie.Ein junger Mann sitzt ganz allein an einem Tisch und schlürft an seinem Kaffee. Er ist 24 Jahre alt und lebt erst seit ein paar Wochen auf der Straße. "Ich werd´ wahrscheinlich auch noch den Friseur in Anspruch nehmen, das Haare schneiden", räumt er ein. Denn im Ersten Stock der St.-Johannis-Schule wurde ein Klassenraum zu einem Friseursalon umgestaltet. Große Spiegel lehnen an der Wand. Miriam Engelhardt und Lisa Hardtke, die zusammen einen Friseursalon in Peterswerder betreiben, werden den Bedürftigen hier die Haare schneiden: "Wir spenden Zeit und unsere Dienstleistungen, wir haben gesagt, uns ist das so wichtig, dass wir gerne dafür einen Samstag schließen.“

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